Gut behütet auf dem letzten Weg
Wenn, dann am liebsten zuhause sterben, am besten ganz sanft im Schlaf. Das ist der Wunsch vieler Menschen. Doch der geht selten in Erfüllung. Meist sind die Angehörigen – wenn überhaupt vor Ort – mit der Pflege Schwerstkranker und Sterbender überfordert. Krankenhäuser und Pflegeheime sind es nicht selten ebenfalls. Anders ist es in einem Hospiz. Darüber sprach der Internist, Hausarzt und Palliativmediziner Dr. Martin Schencking in Nastätten.
Eingeladen hatte den Vorsitzenden des Fördervereins Stationäres Hospiz Rhein-Lahn und der Stiftung Hospiz Rhein-Lahn der Rotary-Club St. Goarshausen-Loreley. Beim Meeting im Nastätter Hotel Oranien hatte der Club Dr. Martin Schencking zu Gast, um Näheres über das geplante Hospiz Rhein-Lahn zu erfahren.
Bei solchen Vorträgen macht sich der Club, dessen Motto „lokal verbunden, regional gestalten, national und international aktiv“ lautet, über verschiedene Projekte kundig. Projekte, die von den Rotariern gefördert und begleitet werden sind z. B. das Waldprojekt mit einer naturnahen Wiederaufforstung in der Gemarkung Oelsberg, die Hilfe von Schulneubauten in Nepal oder die Pferdeinsel Reichenberg für geistig und körperlich beeinträchtigte Kinder.
Dr. Tatjana Anger, Präsidentin des Rotary-Clubs St. Goarshausen, hieß den Referenten zu einem „wichtigen Thema willkommen, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen, denn irgendwann tritt jeder die letzte Reise an“. Wie wohlbehütet der letzte Weg in einem Hospiz ist, schilderte Dr. Schencking sehr informativ und anschaulich. Dort ist möglich, was kein Krankenhaus und kein Pflegeheim leisten kann: eine 1 zu 1 Betreuung von speziell ausgebildetem Fachpersonal über 24 Stunden. Das zudem in einer häuslichen Umgebung.
Die Patientenzimmer in dem Neubau, der 2024 in Nassau-Scheuern in Betrieb genommen werden soll, sind so groß, dass auch ein Angehöriger dort mit übernachten kann. Die Betten können in den Park geschoben werden und auch an einen Raum der Stille oder einen Begegnungsraum für Familien mit Kindern ist gedacht.
Dr. Schencking vermittelte ein düsteres Bild der aktuellen medizinischen Versorgung Schwerstkranker. Es gäbe derzeit massive Probleme z.B. pflegebedürftige, multimorbide Herz- oder Krebskranke in Krankenhäusern unterzubringen. „Die Komplikationsrate wächst jeden Tag“.
Während ein Aufenthalt auf der Palliativstation dazu befähigen solle, noch einmal nach Hause zu gehen, bedeute das Hospiz die letzte Station. Dank des SAPV-Teams, eines spezialisierten ambulanten Teams der palliativen Versorgung, werde es vielen Menschen ermöglicht, zuhause zu versterben. Doch oft blieben Menschen trotzdem alleine, weil z.B. keine Kinder oder Verwandte vor Ort seien.
Der Referent berichtete von zunehmend jungen Patienten am Lebensende. Meist seien es Krebskranke mit schlechter Prognose und einem hohen Grad der Pflegebedürftigkeit. „Wir brauchen Ärzte, die geschult sind im Umgang mit Sterbenden“, sagte Schencking. Gleiches gilt für die Pflege. Schon gebe es zahlreiche Bewerbungen. Man sei bereits im Gespräch mit einer Hospiz- und einer Pflegedienstleitung. Auch eine Köchin, die sich täglich nach den Wünschen der Patienten erkundige, sei schon vorhanden.
Für den Bau des Hospizes sind ca. sechs Millionen Euro veranschlagt. Diese werden u.a. durch zwei Stiftungen und vor allem durch Spenden finanziert. Spenden werden auch nach der Inbetriebnahme des Hospizes erforderlich sein, denn die Krankenkassen verlangen, dass ca. zehn Prozent der Betriebskosten spendenfinanziert sind.